Freitag, 21. August 2015

Hendaye, 21.8.2015

Nun bin ich definitiv am tiefsten Punkt des Golfes von Biskaya angelangt. Damit habe ich schon ein gutes Stück meiner Reise bewältigt. Hier wird es allerdings wieder eine längere Zwangspause geben, da in dieser Nacht eine Sturmfront aufzieht, welche bis Sonntag andauert. Auch am Montag wird es noch heftig blasen, sodass ich wohl erst am Dienstag weiter reisen kann. Nach Arcachon und einem weiteren Schlag von 71 Meilen machte ich Halt in Capbreton, einem schönen Sommerkurort mit weiten Badestränden. Kaum war ich im Hafen, wurde ich unter einem Vorwand von einem jungen Franzosen aus Toulouse angesprochen. Nach einigen Worten lud er mich aufs Boot seiner Freundin zu einem glas Wein ein, anschliessend gingen wir gemeinsam essen. Sie sind beide Stenographen, so habe ich es auf jeden Fall verstanden und haben sich bei einem Masterstudium in England kennen gelernt. Es entspann sich ein unterhaltsames Gespräch über die Navigation und andere Dinge, sodass der Abend im nu verflog. Capbreton hat eine sehr gefährliche und enge Hafeneinfahrt. Man sollte dies nur nahe bei Hochwasser passieren. Es gibt ein interessantes geologisches Phänomen. In der Fortsetzung der Hafeneinfahrt senkt sich der Meeresboden rapide bis auf über tausend Meter ab. Bei Sturm ist dies schon oft die Rettung für Schiffe gewesen. Das rührt daher, dass sich die Wellen bei flachem Meergrund brechen, was bei Sturm schon bei 50 m oder mehr geschehen kann. Der der französischen Seite vorgelagerte Teil der Biskaya ist sehr seicht und erreicht nur weit draussen grössere Tiefen (ich bin heute das erste Mal über grössere Tiefen als dem Hallwilersee gesegelt!). Zusammen mit den heftigen Strömungen können sich so mörderische Brecher auftürmen, welche schon grossen Schiffen zum Verhängnis wurden, Viele erinnern sich vielleicht an die Havarie des Frachters Erika 1999 vor der bretonischen Küste mit einer darauf folgenden Ölpest. Dieser Graben nun kann also die Rettung sein, wenn man unverhofft in einen Sturm gerät. Wie er entstanden ist, weiss die Wissenschaft nicht, spekuliert wird über ein eiszeitliches Fluss-Canyon oder über eine tektonische Verwerfung. Die erste Theorie scheint mir nicht plausiebel, da zwar in den Eiszeiten der Meeresspiegel erheblich tiefer (80-100 m) lag, aber sicher nicht jene 1500 m des "Gouf Capbreton", wie diese Meeresbesonderheit heisst. Man habe übrigens an dieser Stelle immer wieder bisher nicht bekannte Fischarten geangelt, welche offenbar hier eine ökologische Nische gefunden haben. In Capbreton finden sich auch monstruöse Reste von deutschen Bunkern, von diesen "Blockhaus" genannt. Ich habe eine Photo davon angehängt. Der Empfang in der Marina war sehr herzlich, zur bescheidenen Gebühr erhielt ich zusätzlich eine Flasche Wein als Willkommensgeschenk. Sie ist noch nicht konsumiert, mal sehen, wann sich eine Gelegenheit ergibt!
Von Hendaye habe ich noch nicht viel gesehen. Der Hafen ist sehr gut ausgerüstet. Ich werde auch wieder einmal Wäsche machen können, eine überaus geliebte Beschäftigung. Zeit habe ich ja die nächsten drei Tage.
Die weiteren Photos zeigen den Alltag auf dem Schiff. Die Kochkiste habe ich selber gebastelt, sie leistet gute Dienste, die kardanische Aufhängung ist bie Schwell im Hafen von grossem Nutzen.

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