Dienstag, 25. August 2015

Dienstag, 25.8.2015
Seit Sonntag bin ich in spanischen Gewässern! Nachdem es am Sonntag überraschend aufgehellt hat, habe ich die Gelegenheit gepackt und bin bis nach San Sebastian weitergefahren, allerdings mangels Wind unter Motor. San Sebastian ist ein schöner Badekurort mit viel Charme aus dem 19ème. Eine Altstadt mit schönen Gassen und Gebäuden wird durch eine ausgedehnt Strandpromenade mit Hotels ergänzt, ein weiter Sandstrand in Muschelform schliesst sich an. Alles wird von einem kleinen Berg mit einer Festung überragt. San Sebastian wird nächstes Jahr Kulturhauptstadt sein, dann wird man sicher auch bei uns mehr von der Stadt hören. Der Hafen ist sehr klein und bietet nur sehr wenige Gastplätze an. Ich hatte Glück und konnte am Ponton geerade noch anlegen. Sonst hätte ich eine Boje nehmen müssen. Es besteht zwar ein Abholservice für Tag und Nacht, aber wie es sich zeigen sollte, liegt man sehr unruhig. Prompt kam in der Nacht Wind in Sturmstärke auf, und die armen Boote an den Bojen schwankten am Morgen bedenklich. Es war am Montag auch nicht daran zu denken, die Bucht zu verlassen, da drei bis vier Meter hohe Wellen durch die Einfahrt drangen. So nützte ich die Zeit für eine ausgedehnte Stadtbesichtigung. Diese hat eine wechselvolle Geschichte und war immer wieder Schauplatz von Kriegen, vornehmlich zwischen Spanien und Fankreich, oft mit englischer Beteiligung. 1813 wurde sie von den sich zurückziehenden Franzosen in Schutt und Asche gelegt. Danach gelangte sie immer wieder zwischen die Parteien der vielen Bürgerkriege, welche Spanien bis zu General Franco erschütterten. Da sie zum Baskenland gehört, waren auch diese Konflikte bestimmend. Die Basken sind ein uraltes Volk, dessen Sprache nicht zu den indogermanischen Idiomen gehört. Entsprechend ist es unmöglich, die Anschriften zu entziffern. Meist besteht aber eine spanische Übersetzung zur Verfügung. Man spürt hier sofort einen anderen Lebensrhythmus. Vor 10 Uhr ist die Stadt wie ausgestorben, dafür sind die Leute bis spät in der Nacht auf den Gassen und flanieren, geniessen Tapas und essen frühestens um 21.30. Am Morgen werden alle Gassen gründlich gereinigt und abgespritzt. Da der Anlegeponton unter der Quaimauer liegt, habe ich auch eine Portion Chemikalien abgekriegt!
Schon am ersten Abend hatte ich Kontakt mit den Nachbarliegern, einem französischem und einem englischen Paar. Die Franzosen luden mich spontan zu Tapas und anschliessend zum Nachtessen auf dem Boot ein. Ich hatte wenigstens noch Brestenberger Blanc de Noir bei mir und konnte so auch etwas beitragen. Er ist pensionierter Navigator bei der französischen Marine und ehemaliger Pfadfinder bei der Seepfadi in der Bretagne, Sie ebenfalls pensionierte Kindergärtnerin. Wir verbrachten einen gemütlichen Abend. Ich erhielt auch viele wertvolle Angaben zum Revier. Am gestrigen Abend konnte ich mich revanchieren bei Tapas in der Altstadt, am zentralen Platz. Er ist umsäumt von dreistöckigen ebenmässigen Häusern mit Terassenfenster und Balkonen, welche alle nummeriert sind. Früher wurden auf dem Platz Stierkämpfe durchgeführt und diese Fensterplätze vermietet! Eigentlich wollten mich die Franzosen zum Nachtessen einladen, es kam aber anders! Zurück am Steg lud uns der Engländer zu einem Glas Wein ein. Daraus wurden mehrere und wir verbrachten den Abend mit Plaudern in Franglais und bei Snacks. Es war eine recht gute Übung für mich, dauernd von englisch auf französisch und umgekehrt zu wechseln, musste aber auch oft als Übersetzer dienen. Der Engländer ist offenbar erst seit 10 Monaten mit seiner Frau zusammen, was er mir unter vorgehaltener Hand verriet, als ich ihn nach seinen Absichten für eine Weltumrundung fragte. Sein Schiff ist nämlich entsprechend ausgerüstet, unter anderem mit Passatsegeln und weiteren praktischen Einrichtungen.
Heute nun bin ich unter besten Bedingungen weiter gesegelt und habe um 14.30 hier in Zumaia angelegt. Eine praktisch eingerichtete Marina hat mich aufgenommen. Nach diesem Eintrag werde ich einen Erkundungsgang in der Stadt unternehmen. Die nächsten Tage scheinen günstige Bedingungen zu bieten, sodass ich denke, bis zum Wochenende bis nach Santander zu gelangen. Dann sehen wir wieder weiter. Blogs gibt es, wenn ich Internetverbindung habe.

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