Treverien, 10.6.2012.
Wer versucht, dieses verlassene Dörflein auf der Landkarte zu finden, wird wohl vergebliche Mühe aufwenden. Ich befinde mich nun seit zwei Tagen auf der Kanalverbindung zwischen St. Malo und dem Atlantik. Ich war am Mittwoch dann doch in Jersey losgefahren, da die Prognosen gut waren. aber eben, es waren Prognosen. Bis etwa 14 h ging alles gut. Da der Wind wieder einmal statt wie vorgesehen aus Nordwest aus Südwest blies, war ich bereits unter Motor und hatte glücklicherweise alle Segel geborgen. Innert 10 Minuten baute sich eine graue Wand auf und ein Sturm mit über dreissig Knoten Wind brauste über mich hinweg, der Regen kann horizontal und innert kurzer Zeit baute sich eine See mit 2 Meter hohen kurzen Wellen auf. Ich befand mich zu dieser Zeit zwischen einer kleinen Insel, Chausey, und einem Riff, was die Lage zusätzlich ungemütlich machte. Im späteren Nachmittag beruhigte sich das Wetter, aber ich setzte gleichwohl die Segel nicht mehr, da ich ohne den Autopiloten vor erneuten Bergemanövern Respekt hatte. In St. Malo galt es dann als Erstes, das Cockpit zu entsalzen. Kaum war ich eingetroffen, gesellten sich ein Berner Ehepaar zu mir, welche ebenfalls mitr einem kleinen Motorsegler von 6.6 Meter Länge unterwegs sind. Sie haben sogar die Bretagne umrundet. Ihnen ist es an diesem Tag gleich ergangen, sie waren von Granville her unterwegs. Das Nachtessen nahm ich in der ersten Wirtschaft am Hafen ein. die Qualität war mangelhaft, was ich am nächsten Tag mit Durchfall büßte. Immerhin traf ich drei Bretonen, welche sich eifrig fotografierten. ich bot mich für eine Aufnahme an und kam so in das Gespräch. Durch sie erhielt ich die Adresse eines Elektrikers, der mir dann tatsächlich den Autopiloten reparierte. Der Donnerstag war dermassen verregnet, dass ich nur mit kurzen Unterbrüchen das Schiff verlassen konnte. auch so war ich völlig durchnässt. Gerade neben mir legte ein weiteres Schweizer Ehepaar mit einer schönen Hallberg Rassy 38 an. Sie sind die nächsten 2 Jahre unterwegs und haben vorher in der Nähe von Langenthal gewirtet. Sie kennen den Hallwilersee von den Optiregatten ihres Sohnes her. Mit ihnen und einem deutschen Ehepaar besuchte ich am Freitag mit einem Mietauto den Mont Saint Michel. Man muss ihn einmal gesehen haben. Aber nur einmal. Am Samstag, mit repariertem Autopiloten, legte ich vorerst den Mast und machte mich für die Kanäle bereit. Um die Mittagszeit startete ich Richtung Dinan. Zuerst galt es, die Schleuse beim Gezeitenkraftwerk zu überwinden. Viele Boote waren mit mir unterwegs, erst später wurde es ruhiger. Nach der Schleuse von Le Chatelier traf ich am Flussufer meine Stegnachbarn von Guernsey wieder. So blieb ich dort über Nacht, statt wie vorgesehen ihn Dinan. Dorthin machte ich dann einen Fußmarsch von 40 Minuten ein Weg, was auch gut tat. Dinan ist eine schöne mittelalterliche Stadt mit gut erhaltenen Fachwerkhäusern und vielen Touristen. Als ich meinen Apéritif genoss, geriet ich in die Fänge junger Frauen, welche den Polterabend ihrer Freundin feierten. Sie musste solange Männer küssen, bis sie eine Tonne Männergewicht zusammen gebracht hatte. Ich spendete gerne meine 76 kg und stahl dabei zwei zusätzliche Küsse und eine Photo! Diese wird sicher den Blog zieren, sobald die Übermittlung möglich ist. Der Kanal d´Ille et Rance ist landschaftlich einmalig. Es eignen sich allerdings nur Boote mit wenig Tiefgang. Auch die Brücken sind zum Teil weniger als 3 Meter hoch. Leider machte mir heute auch das Seegras zu schaffen. Immer wenn die Motorenleistung nachgab, musste ich die Schraube rückwärts drehen lassen, um sie wieder vom Gras zu befreien. Die Wasserkühlung nahm glücklicherweise keinen Schaden, ich kontrollierte auf der kritischen Strecke alle 5 Minuten den Auspuff, es kam aber immer schön Wasser. Die Schleusen sind harmlos, 1- 2 Meter hoch, die Schleusenwärter freundlich und hilfsbereit. So denke ich, in 2-3 Tagen Rennes, und in 5 Tagen den Atlantik zu erreichen.
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