Saint Peter Port, Guernsey,
2.6.2012. Mit relativ grossen Etappen bin ich gestern wohlbehalten auf den
Kanalinseln angelangt und habe den Union Jack an der Steuerbordsaling montiert.
eigentlich wäre auch die Q-Flagge verlangt gewesen, die Port Control hat aber
nichts gesagt. Dass ich auf britischem Territorium bin würde ich auch als Gehörloser
feststellen. Man sieht es an der unpassenden Kleidung der Frauen und an den
unförmigen Fettleibern der Männer.
Nach Le Havre steuerte ich
als nächsten Hafen Courceulles an, und befand mich nun mitten im Landungsgebiet
der Alliierten, am Juno-Strand. Überall erinnern Gedenktafeln und Statuen an
das Ereignis. die Spuren des deutschen Atlantikwalls sind allgegenwärtig, aber
auch die Überreste der improvisierten Häfen der Alliierten, die sogenanntem
Mullberry-Caissons. Am nächsten Tag galt es wieder rechtzeitig um 0715 h den
Hafen zu verlassen, da dies nur 2 Stunden vor oder nach Hochwasser möglich ist.
Das Meer war spiegelglatt, kein Hauch eines Windes. So war ich zu eintönigem
Motoren verurteilt. etwa zwei Stunden vor dem Ziel stellte ich plötzlich ein
Abnehmen der Motorenleistung fest. ich schaffte es zwar in den Hafen, machte
mir aber natürlich allerlei Gedanken über die Ursache der Störung. War es der
Dieselfilter, das Getriebe, der Propeller? Im Hafen war es rasch klar. Seegras,
welches durch die Bodennetze der Fischer ausgerissen wird, hatte sich um den
Propeller gewickelt. Ich war erleichtert, obwohl ich mir das erste Bad im Meer
etwas romantischer als bei 17° im öligen Hafenbecken vorgestellt habe. Saint
Vaast ist ein schönes Fischerdorf, den sonnigen Abend verbrachte ich nach einer
ausgiebigen Dusche bei einem guten Nachtessen. Am nächsten Tag hatte ich etwas
mehr Zeit und musste erst um 0900 h zum Ausfahren bereit sein. Bei guter
Strömung und mässigem Wind aus West kam ich vorerst Nutzer Segel gut voran.
Kaum aber hatte ich das erste Kap umrundet, erfassten mich höhere Wellen und
Wind von vorne. ein erstes Reff war bald eingebunden, dann aber zeigte es sich,
dass ich den Kurs nicht mehr einhalten konnte. also wieder Motor. Zu meinem
Schrecken versagten zur gleichen Zeit GPS und AutoPilot den Dienst. Immer, wenn
ich den AutoPilot auf die gewünschte Richtung einstellte, fuhr er in eine ganz
andere Richtung. ich stellte mich schon darauf ein, im nächsten Hafen einen
Ersatz zu suchen, da kam mir die Idee, dass der eingebaute Kompass verklemmt
sein könnte. ich schüttelte deshalb das Gerät einmal richtig durch, und
siehe da, seither funktioniert er wieder einwandfrei, glücklicherweise, wie es
sich am folgenden Tag weisen sollte. Auch das GPS-Gerät hatte sich aus
unerfindlichen Gründen verstellt und war nach einigen Versuchen auch wieder
einsatzfähig. Dies alles auf offenem Meer und meterhohen Wellen war aber nicht
so gemütlich. Der nächste Hafen war Cherbourg, wo ich meine Holländer, Wim und
Anja wieder traf. sie hatten mehr Pech mit einem Fischernetz-Rest im Propeller.
Per Funk forderten sie in Dieppe für die Hafeneinfahrt Hilfe an. Es wurde ihnen
am Funk die Summe von 150 Euro genannt. eigentlich schon eine stattliche Summe.
Die Schlauchbootbesatzung zeigten ihnen dann aber eine Tafel mit 350 Euro, was
sie dankend ablehnten und dann doch mit Segel und Restwirkung des Motors den
Hafen erreichten. Gestern war dann der Tag gekommen, an welchem ich das Cap la
Hague umrunden wollte. Die Voraussetzungen waren denkbar günstig, erstens
herrschte Nippzeit, das heisst, dass bei Halbmond der Tidenhub und damit die
Strömungen nicht so heftig sind, zweitens war Wind aus Nordwest angekündigt,
also. in Fahrt- und Stromrichtung. Was ich dann erlebte, war alles andere als
gemütlich. Im berüchtigten Raz Blanchard erfasste mich eine heftigste Strömung
von schräg hinten, der Wind blies aus West, und ich hatte grösste Mühe, den
Kurs zu halten. Zeitweise steuerte ich bei einem Kartenkurs von 234° volle
330°, also entgegen der Fahrtrichtung, die Strömung schob mich derart nach Süden.
Trotzdem machte ich noch gegen sieben Knoten Fahrt über Grund. Rekord waren
11.2 Knoten Fahrt über Grund bei etwa 3 Knoten durchs Wasser. Wüste Wirbel
zwangen mich oder den Autopiloten zu dauernden Kurswechseln. Dazu kam ein
dichter Nebel mit Sichtweiten von kaum 20-30 m. Nach etwa einer Stunde war der
Spuk vorbei und ich konnte den ursprünglich gewählten Kurs wieder einnehmen.
Der Nebel blieb aber bis kurz vor Guernsey dicht, erst eine Stunde vor
Einlaufen machte er strahlender Sonne Platz. Ich legte den Weg von 45 Seemeilen
in 8 Stunden zurück, davon 30 Seemeilen in 4 Stunden! Etwa 10 Seemeilen wurde
ich durch den Strom geschoben, dies, obwohl die letzten zwei Stunden gegen die
Strömung bewältigt werden mussten. Heute nun machte ich der Insel einen Besuch
und wanderte 6 Stunden entlang der Südküste auf einem abwechslungsreichen
Wanderweg hoch über den Klippen. Morgen ist Grosses Fest in der Stadt, aus
Anlass des 60-Jahr-Thronjubiläums der Queen. Sie regiert also so lange schon,
wie ich lebe!
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