Kanallandschaft nach Dinan
Arzal, 18.6.2012. Das Schiff ist auf Trockendock. Aber dazu später. Die Kanäle Ille et Rance und Vilaine sind landschaftlich sehr abwechslungsreich und naturbelassen. Leider verfolgte mich das schlechte Wetter unaufhörlich. Ich weiss ja um meine Eigenschaft als Regenmacher. Hier ist sie aber eindeutig kein Segen. Es drückt mächtig auf die Moral, wenn täglich alles feucht wird und sich die Haut an den Händen zunehmend aufweicht und Rhagaden bildet. Da die Dörfer oft kilometerweit vom Flussufer entfernt sind, reicht es kaum, beide Wege trocken zurück zu legen. Die Baguette mag noch so fein sein, durchnässt mundet sie nicht mehr. Einmal entschloss ich mich, ein Hotel aufzusuchen. Beide Herbergen vor Ort waren ausgebucht. Schon recht demoralisiert erreichte ich den Atlantik in Arzal. Hier befindet sich ein gut ausgerüsteter Hafen, aber sonst nichts. Ein Stauwehr reguliert die Durchmischung von Salz- und Süsswasser und verhindert die früher regelmässigen Hochwasser. Diese waren durch die undurchlässige Löss-Erde und durch den Rückstau bei Flut bedingt. eine nachträglich eingebaute Fischtreppe mildert die ökologischen Folgen. Der Hafen umfasst mehr als 1000 Liegeplätze. Mehrere Läden bieten ein umfassendes nautisches Angebot. Ich fand auch den ersehnten Ersatz für den defekten Autopiloten und war dadurch auch optimistischer gestimmt, bis auf die Nacht zum Sonntag, Ich erwachte gegen fünf Uhr wie üblich wegen meiner Blase. Dabei spürte ich Feuchtigkeit an den Füssen! Bei Licht sah ich, dass das Wasser bereits 1-2 cm hoch in der Kabine stand! Sofort begann ich zu lenzen und war eine halbe Stunde mit trocknen beschäftigt. Mit Ausschlussverfahren war bald klar, dass das Wasser nur durch die Stopfbüchse, also entlang der Achse für den Antrieb eindringen konnte. Mit regelmässigem Abpumpen konnte die Zeit bis am Morgen überbrückt werden. Trotz Sonntagsruhe fand sich ein Arbeiter, welcher das Schiff an den Kran und ans Trockene hievte. Nun besteige ich also meine Unterkunft mit der Leiter. Ein Mechaniker hat die Sache heute angeschaut und versprochen, morgen mit der Reparatur zu beginnen. Ob es so einfach gelingt, steht in den Sternen, schlimmstenfalls endet mein Abenteuer diese Tage. Auf jeden Fall konnte ich in Vannes ein Auto mieten und bin damit etwas unabhängiger. Arzal ist weit weg von Ortschaften. Es gibt auch keine Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf. Ich habe heute die Gelegenheit benützt und die berühmten Menhire von Carnac besucht. Obelix lässt grüssen, er stammt ja von hier. Ich habe einen netten Nachbarn, welcher aus Versailles stammt und an seinem Schiff bastelt. Roger brachte mich heute auch nach Vannes, ich habe ihn dafür zum Nachtessen eingeladen.
Hafen von Dinan
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